Arc-M-201-103 Projekt: Kooperative Standards – genossenschaftliches Wohnen und Arbeiten in der Stadt

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann

Veranstaltungsart: Vorlesung, Seminar, Projekt

Orga-Einheit: Architektur

Anzeige im Stundenplan: Arc:

Anrechenbar für:

Semesterwochenstunden: 4

Standort: Hamburg

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Anzahl Teilnehmer:innen: - | 21

Leistungsnachweis:

Zusätzliche Informationen zu Terminen:
Die Veranstaltung findet aufgrund der aktuellen Situation bis auf Weiteres ausschließlich digital statt.

Beschreibung:
Genossenschaftliches Bauen ermöglicht es Wohn- und Gewerbeprojekte der Spekulation zu entziehen und unabhängig von rein marktorientierten Überlegungen zu agieren. Eine Genossenschaft ist zudem eine Akteursgruppe mit klaren Prämissen und kann somit besondere Zielsetzungen formulieren und entsprechend ausgerichtete Entscheidungen treffen. Diese Kombination aus selbstverantwortlichem Handeln und bestimmten gemeinschaftlichen Ansprüchen hat das Potential Projekte zu realisieren, die von verallgemeinernden Standards abweichen und alternativ dazu ganz spezifische Qualitäten in den Fokus stellen. Durch die Konzentration auf wesentliche und vorrangige Aspekte, die je nach Projekt differieren können, wird es möglich effizient und subsistent aber auch sozialer zu bauen als es unter Berücksichtigung jeglicher zu vermittelnder Eventualitäten möglich wäre. Was für ein Haus könnte eine Gruppe von selbstbauenden Handwerkerinnen bewohnen, von gärtnernden Selbstversorgern, befreundeten jungen Familien mit Migrationshintergrund? Kooperative Standards meint grundlegend dem verallgemeinernden und normierten Verständnis vom Wohnen bewusst experimentelle, radikale und durchaus exklusive Modelle gegenüber zu stellen, die konkrete Teilhabe ermöglichen – situative und relationale Projekte, die ein aktives Bewohnen von Stadt und Haus verwirklichen.

Ausgehend von bestimmten Bewohner- und Nutzergruppen, ihren Praktiken und Erfahrungen sowie, davon abhängig oder unabhängig, spezifischen konstruktiven und räumlichen Eigenschaften, werden die Projekte zunächst prototypisch entwickelt, um dann an sehr unterschiedlichen Orten kontextualisiert zu werden. Dabei stehen drei urbane Situationen in Gent, Knokke und Hamburg zur Wahl, die jeweils unterschiedliche Potentiale haben, die formulierten Qualitäten und Ansprüche produktiv zu unterstützen. Je nach Konzept ist für einen dieser Orte ein Architekturprojekt zu entwickeln und auszuarbeiten – dies am besten in Zweierteams. Die Projektarbeit wird dabei entsprechend der aktuellen Umstände über digitale Formate strukturiert werden – die ursprünglich geplante Exkursion nach Flandern muss leider entfallen. Gegebenenfalls werden Vorortrecherchen möglich sein, sollten die Reisebeschränkungen im Verlauf des Semesters aufgehoben werden. Dennoch sind die Grundstücke so profiliert, dass sie gut auch aus der Ferne mit den zur Verfügung gestellten Materialien und Werkzeugen zu verstehen und zu beplanen sind. Im Verlauf des Semesters werden gemeinsame Korrektur- und Präsentationstermine ergänzt durch Inputvorträge und Gastkritiken unserer Partner in Knokke, Gent und Hamburg sowie durch weitere Experten im Bereich des genossenschaftlichen und kooperativen Bauens. Bei Fragen zum Ablauf und Programm wenden Sie sich bitte auch gerne direkt an uns (marieke.behne@hcu-hamburg.de, christoph.heinemann@hcu-hamburg.de). Einen Überblick und Informationen zur Arbeit von A+ Stadt erhalten Sie unter: https://www.instagram.com/a_plus_stadt

Kontext und erweiterte Aufgabenstellung

In Belgien ist genossenschaftliches Bauen kaum verbreitet. Gleichzeitig deckt der geförderte Wohnungsbau hier nur einen geringen Teil des Bedarfs an leistbarem Wohnen ab. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung hat keinen Zugang zu geförderten Wohnungen, verdient aber auch zu wenig um am freien Markt adäquaten Wohnraum mieten oder kaufen zu können. Hier können genossenschaftliche Wohnmodelle neue Möglichkeiten eröffnen, wenn sie wie oben formuliert die besonderen Potentiale nutzen, die genossenschaftliche Rahmenwerke bieten. Diese Ausgangslage motiviert das Entwurfsstudio zu Kooperativen Standards. Für zwei Standorte in Gent und Knokke sowie einen weiteren in Hamburg sollen Projekte entwickelt werden, die das gemeinschaftliche und genossenschaftliche Wohnen ins Verhältnis zu programmatischen und architektonischen Qualitäten setzen, die aus der Spezifität der Orte und den inhärenten Potentialen bestimmter Akteursgruppen hervorgehen. Auf der Grundlage initialer Prämissen werden Architekturen entworfen, die alternative Standards ausformulieren und so neue Modelle des leistbaren Wohnens in der Stadt realisieren. Dabei geht es auch um einen Wissenstransfer zwischenBelgien und Deutschland, da hier genossenschaftliche Modelle etabliert sind und sowohl rechtliche Grundlage als auch weitere Richtlinien bestehen, an denen sich auch unsere Entwurfsarbeit zunächst orientieren kann.

Die Projektarbeit startet mit der Entwicklung von konkreten Zielsetzungen und Anforderungen an ein genossenschaftliches Wohnprojekt, die aus einer Analyse der örtlichen Eigenschaften der Grundstücke, der performativen Möglichkeiten bestimmter Akteursgruppen sowie auch der technischen Kapazitäten bestimmter Typologien und Konstruktionen generiert werden. Im Wesentlichen geht es darum, die Grundlagen für die Entwicklung eines architektonischen Projekts zu legen, dass ganz bewusst auf besondere Qualitäten – der Akteure, der Typologie, der Technik, des Ortes setzt und so generalisierende Anforderungen vernachlässigen beziehungsweise kompensieren kann. Die Möglichkeiten reichen von der Entwicklung geteilter Räume, die Wohnungen ergänzen und alternative Raumökonomien ermöglichen, bis hin zu differenzierten energetischen Konzepten oder Konstruktionen, die einen anderen Umgang mit Ressourcen herstellen. Dabei sind die jeweiligen lokalen Kontexte der Projektstandorte ganz unterschiedlich was weitere Möglichkeiten eröffnet und zu sehr differenzierten Ansätzen führen wird. In Gent soll ein kompaktes, urbanes Gebäude zum Wohnen und Arbeiten am Binnenhafen entwickelt werden, während in Knokke 24 Parzellen einer bestehenden Siedlung mit Einfamilienhäusern für junge Familien bebaut werden sollen, die wiederum verbunden als genossenschaftliches Projekt Mehrwerte herstellen können, die üblicherweise in periurbanen Kontexten nicht zu finden sind. In Hamburg wird es um die Verdichtung bestehender Wohnungsbestände gehen, um die Urbanisierung und Diversifizierung bisher eher monofunktional genutzter Stadträume. In der Projektentwicklung muss zunächst geklärt werden welcher Kontext für welche Gruppe von Akteuren attraktiv ist, um dann darauf aufbauend konkrete Szenarien zu entwickeln. Im Ergebnis stehen Architekturentwürfe, die den urbanen Kontext produktiv für eine bestimmte Gruppe, mit einer bestimmten Praxis und Technik erschließen.

Im Rahmen des Studios werden wir mit verschiedenen Akteuren zusammentreffen, die uns vertiefte Einblicke in die örtlichen Situationen und die bestehenden politischen Rahmenbedingungen geben werden. Weiterhin werden wir für die Projektentwicklung die Expertise von Genossenschaften aus Hamburg und Berlin hinzuziehen. Kooperative Standards entsteht in enger Zusammenarbeit mit den Stadtplanungsabteilungen der Städte Gent und Knokke, die Projekte werden in Form einer Publikation und Ausstellung einen Beitrag zur aktuellen Diskussion genossenschaftlicher Wohnmodelle leisten.

Ausblick

Für September ist mit ähnlicher Themenstellung eine Summerschool in Gent geplant – natürlich müssen wir hier die weiteren Entwicklungen abwarten. Die Summerschool ist nicht an unser Projekt Kooperative Standards gebunden aber ggf. für Teilnehmer*innen interessant: Prof. Martino Tattara (KU Leuven/DOGMA) lädt fünf Studierende der HCU an die KU Leuven ein, die dort in einem von vier Studios gemeinsam mit Studierenden aus Gent, Brüssel, Paris und Glasgow an Entwürfen zu alternativen Wohnmodellen in Flanderns Peripherie arbeiten werden. Der Workshop ist zehntägig, Anreise, Verpflegung und Unterkunft sind frei. Dieser Hinweis vorab, weitere Informationen folgen.

Kontakt:
christoph.heinemann@hcu-hamburg.de, marieke.behne@hcu-hamburg.de

Module:
Arc-M-Mod-101, Arc-M-Mod-201, Arc-M09-0101, Arc-M09-0201, Arc-M09-0301

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Do, 23. Apr. 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
2 Do, 30. Apr. 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
3 Do, 7. Mai 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
4 Do, 14. Mai 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
5 Do, 28. Mai 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
6 Do, 11. Jun. 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
7 Do, 18. Jun. 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
8 Do, 25. Jun. 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
9 Do, 2. Jul. 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
10 Do, 9. Jul. 2020 14:15 17:45 Marieke Behne; Prof. Christoph Heinemann
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
Lehrende
Marieke Behne
Prof. Christoph Heinemann